Morgens in einem Grand Hotel aufzuwachen ist was besonderes. Also das Hotel war Grand aber eher wegen der Grösse (auch der Zimmer). Sonst war es ein ganz normales Hotel. Aber wer kann schon von sich behaupten, er hätte in einem Grand Hotel geschlafen?

Grossartig war es jedenfalls. Sowieso, wenn Dir alle Knochen weh tun und dir spätestens wenn Du aus dem Bett kriechst, Dir die gesamte Muskulatur so richtig mitteilt, dass sie doch eher stark beansprucht wurde. Also, Duschen hilft, die Durchblutung anzuregen!

Nach dem ausgiebigen Frühstück mussten wir das Velo aus dem Kellerverlies holen. Ging ganz knapp ums Eck, mein Velo ist dann doch eher ein Brummer wie ich und nicht ein Mägerlimuck. Aber wenigstens war es gut versorgt über die Nacht

Los gings aus Vesoul über eine Voie Vert. So schön langsam und gemächlich in die Höhe fahren und die Tatsache geniessen, dass die früheren Eisenbahnen nicht sehr steile Trassen hatten und deshalb die Steigung nun für die Velos entsprechend angenehm ist.

Um 11 Uhr machten wir eine Pause um etwas kühles zu trinken. Wir haben sogar ein Restaurant gefunden, welches offen war. Die ganze Fahrt lang war uns aufgefallen, dass sehr viele Bars und Restaurants Ferien haben oder geschlossen sind. Dies war auch ein Grund, dass wir für das Mittagessen immer bereits am Morgen eingekauft haben. Nur einmal konnten wir Mittags etwas essen, und zwar ein Sandwich mit Brie … Wer den Blog gelesen hat, weiss, wann das war.

 Immer wieder fuhren wir an stillgelegten Bahnhöfen vorbei (z.b. in Villers le Sec), oft sind diese bewohnt oder werden irgendwie genutzt. Ein bisschen traurig, dass die Bahn keinen Stellenwert mehr hatte. Ich nehme an, das hatte Gründe. Möglicherweise würde man die Geleise heute nicht mehr stilllegen, doch zu der Zeit, als dies geschah, hat man sicher nicht mehr auf die ÖV gesetzt.

Und dann geschah es 🙁

Bei meinem Velo begann sich die Hinterradschaltung selbständig zu machen. Bei einem Stop stellten wir nach dem Entfernen des Rades fest, dass wir das Malheur nicht selber beseitigen können. Shit happens.
Roger war zum Glück zu Hause und konnte dann mit dem Auto uns in Villersexel abholen (ein herzliches Dankeschön dafür meinem Schatz/Mann). Nachdem ich am Morgen bei der Kartenplanung noch Witze über Villersexel’s Namen gemacht habe, kenne ich nun den Namen ziemlich gut. Nach dem Anruf konnte ich noch ca. 15 km fahren, dann war auch diese trügerische Ruhe fertig. Die hintere Kassette hat sich gelöst, vermutlich ist sie defekt. Durch das konnte ich nicht richtig Schalten und fuhr in einem sehr tiefen Gang. In Villersexel sprang dann die Kette zwischen Kassette und Motor und verklemmte sich ziemlich stark, so dass sie nur noch mit Gewalt gelöst werden konnte. Da war es Schluss mit lustig. Ich war schon ein wenig frustiert, lag das Ziel doch nur noch ca. 6 Velofahrstunden vor uns! Aber so ist das Leben. Alles hat einen Grund warum es passiert. Vielleicht erfahren wir auch diesen Grund. Und wenn nicht – auch gut.
Übrigens liegt Villersexel in der Nähe von Mümpelgard (Montbéliard). Die Namen werden seltsamer und seltsamer – also sind wir in der Nähe vom Elsass!
Nach der Rückreise in die Heimat verpflegten wir uns zum Abschied von der Velotour im Sapori und liessen es uns gut gehen.
Jetzt sind wir wieder zuhause in Sellenbüren. Heute haben wir ’nur‘ ca. 63 km geschafft. Alles in allem haben wir in diesen Veloferien knapp 500 km mit dem Velo zurückgelegt und während einer Fahrzeit von 29 Stunden 4’120 Höhenmeter gemeistert.
Mein Hintern merkt mindestens 45 von den 29 Stunden im Sattel! Ich gehe jetzt in mein Bett! Ich freue mich, dass alles gut gegangen ist.